Tannhäuservon Richard Wagner |
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2014 ![]() |
Premiere am 31. August 2014 am Theater Lübeck
Musikalische Leitung: Ryusuke Numajiri Bühnenbild: Christoph Ernst, Kostüme: Mechthild Feuerstein, Video: Katharina Spuida |
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„Richard Wagners „Tannhäuser und der Sängerkrieg auf Wartburg“ erweist sich immer wieder als erstaunlich offen für Interpretationen. Dabei kann sich jeder wagemutige Regisseur auf das Bonmot des Komponisten an seinem Lebensende berufen, wonach er der Welt noch einen Tannhäuser schuldig sei. Er selbst hat eine ganze Auswahl von diversen Fassungen hinterlassen. Und so mäandert die Rezeptionsgeschichte zwischen einem Diskurs über Sexualmoral und Frauenbild, Künstleroper und Gesellschaftsporträt, historischem Spektakel oder analytischer Spurensuche nach dem Ungeklärten und Brisanten für die Gegenwart oder irgendwo dazwischen.
Regisseur Florian Lutz hat jetzt in Lübeck ein Psychogramm der bundesrepublikanische Befindlichkeiten in den Jahren unter Kanzlerin Angela Merkel ziemlich geschickt mit einer Einladung ans Publikum verbunden, das Ganze als modernes Selbstbefragungs-, Mitmach- und sogar Mitsing-Theater neu zu entdecken. … Vielleicht ist das, was Wagner mit der Obsession für die reine Liebe zu Maria umschrieb, nichts anders als das Harmoniebedürfnis einer saturierten Gesellschaft geworden, die den Müll nicht mehr sehen will, nachdem sie ihn getrennt und hinter den Kulissen entsorgt hat? Florian Lutz hat ein diskussionsanregendes Konzept stringent umgesetzt. … Alles in allem kann sich Lübeck einer der aufregendsten, packendsten und politisch wirklich aktuellen Tannhäuser-Deutungen rühmen. Ein gescheite, aus eigener Überlegung entstandene Fortsetzung von Baumgartens Bayreuther Experiment, freilich ohne dessen ästhetische Selbstblockaden.“
Joachim Lange, nmz online 09/14
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